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Gedankenhygiene - Wertfrei

Aktualisiert: 4. Mai 2022

Wertfrei durchs Leben, geht das überhaupt?

Gedankenhygiene? Das erste Tool was ich lernte, auf meinem Weg der Persönlichkeitsentwicklung.

Weg vom Werten, hin zur Toleranz und zur Leichtigkeit.

Es ist einfacher durchs Leben zu gehen, wenn man sich erlaubt, nicht alles bewerten zu müssen, was man sieht, hört und denkt.



Mein erster Schritt war, das Beobachten meiner Gedanken. Später wurde mir klar, dass Wichtigste dabei, nicht werten! Die Frage ist, wie nötig ist es, überhaupt zu werten?


Du denkst jetzt, wieso ich werte doch gar nicht ständig. Dann mach gerne den Versuch und fang an deine Gedanken richtig gut zu beobachten. Was denkst du so den ganzen Tag? Über dich, über Andere, über Situationen, über das Wetter, über das Geld, über deine Tätigkeiten, über die Vergangenheit, über die Zukunft?


Warum macht uns das Werten das Leben schwerer?

Ganz einfach, weil unser Gehirn damit Dauer beschäftigt ist. Wir bewerten nicht nur uns selbst sondern auch alle anderen. Und dabei werden Gefühle ausgelöst. Meist nicht die angenehmen. Wenn wir uns also gut fühlen wollen, ist es wichtig bewusst zu werden, was wir denken.


Wie geht Wertfrei?

Die Erzieherinnen unter euch die selbst mit dem Konzept nach Infans gearbeitet haben, werden es kennen. Das wertfreie Beobachten. Für alle die Infans bzw. das wertfreie Beobachten nicht kennen, kurzer Einblick: Freispielsituation, Kind spielt, wird für ca. fünf Minuten beobachtet und du schreibst alles auf was es tut. Total einfach?

Das heißt, du schreibst nicht „Das Kind malt konzentriert auf das Blatt“ denn „Konzentriert“ ist hier schon eine Wertung. Sondern „Das Kind hat seine Augen auf das Blatt gerichtet und malt mit einem roten Stift Kreise.“ Das ist wertfrei. Oder „A. streitet mit ihrer Freundin und geht wütend weg“ Natürlich sind die Worte "Streit" und "wütend" eine Wertung, eine Interpretation. Etwas dasdu in diesem Moment durch deine so wahrnimmst bzw. bewertest. Es wäre gut möglich, dass ein anderer Beobachter die Situation anders bewertet hätte. Man möchte in diesen Momenten also die Wahrheit, die Fakten, uneingefärbt durch subjektive Bewertungen. Und die fangen, wie man sieht, schon im ganz kleinen an. Richtig wäre: „A. schaut S. an, reißt an der Puppe die S. in der Hand festhält. Zieht die Augenbrauen nach unten, sagt: „Ich bin jetzt nicht mehr deine Freundin.“, und geht mit runter gezogenen Mundwinkeln und nach unten gezogenen Augenbrauen aus der Puppenecke raus.“ Natürlich ist das unglaublich aufwendig, aber wir sind ja auch nicht im Kindergarten und arbeiten auch nicht nach einem pädagogischen Konzept. Mir ging es nur darum, die Thematik Wertfrei hervorzuheben. In diesem Rahmen ist sie mir nämlich das erste Mal bewusst begegnet.


Und was hat das jetzt mit unserem Alltag zu tun?

Permanent werden Sachverhalte, Erlebnisse aus der Vergangenheit, Menschen, usw. durch den Kopf hin und her gewälzt. Das kostet Energie. Wer kennt das nicht? Da hatte man einen kleinen Smalltalk mit einer anderen Mutter/Vater/ Kollege*in und man stellt fest, sie/er hat völlig andere Ansichten. Danach geht es los. „Das geht echt gar nicht, wie die/der das macht“ oder „Mensch, die/der macht das ganz anders, sollte ich vielleicht auch mehr dies… oder jenes…“ Das wunderschöne BullshitBingo von Eltern. Diese Gedanken sind allein einer Tatsache geschuldet. Nämlich dem Werten. Der Sucht unseres Verstandes, unbedingt etwas einteilen zu müssen, in Richtig oder Falsch. Und wenn dann also jemand etwas ganz anders macht als wir, dann macht entweder der was falsch (dann muss er korrigiert werden) oder wir machen etwas falsch ( dann müssten wir was ändern, was vermutlich mit Schwierigkeiten verbunden ist.) Natürlich stelle ich das hier vereinfacht dar. Die meisten dieser Gedanken laufen doch sehr unbewusst ab und die wenigsten von uns sind sich darüber im Klaren, was den ganzen Tag im Gehirn abgeht. Fakt 60.000 Gedanken denken wir cirka jedenTag, meist sind es die immer Gleichen. Und das ist das Fatale an der Sache. Das wir uns darüber nicht mal bewusst sind. Deshalb habe ich angefangen meine Gedanken bewusst zu beobachten (wie das beispielsweise Eckart Tolle auch ganz toll in seinem Buch Jetzt! beschreibt). Ich beobachte meine Gedanken, nehme wahr was ich denke. Und immer dann wenn ich früher das Gefühl hatte „Ups, jetzt hab ich mich bei einem „bösen oder falschen“ Gedanken ertappt“ (das sind alles die Gedanken die wir selbst als diese bewerten, rein objektiv betrachtet sind es einfach nur Gedanken), dann fühlte ich mich schlecht. Schließlich war er da wieder, diese Gedanke, über diese eine Person die ich so gar nicht mag. Oder die Szenarien im Kopf die irgendwelche Streitigkeiten visualisieren, die in Realität gar nicht da sind. Oder die sorgenvollen Gedanken um Geld, Beruf, Zukunft. Jetzt war ich also schon an dem Punkt, mir meiner Gedanken bewusst zu werden (und das ist wirklich ein sehr empfehlenswerter Schritt), doch nun saß ich im permanenten Reglimentierungskurs mit mir selbst. „Mensch! Schau mal wie lange hast du jetzt über dieses furchtbare Szenario nachgedacht!? Du weißt es doch besser. Diese Gedanken sind nicht gut für dich, sie sind ungesund, sie machen dir Stress in deinem Leben!“ Und wie fühlte ich mich dann? Natürlich, noch schlechter! Statt zu sagen, yeah! Ich habe gemerkt, ich war gerade nicht bewusst. Das ist ein Erfolg. Jedes Mal wenn du also merkst „Huch, wo waren jetzt die letzten Minuten meine Gedanken und wo bin ich eigentlich tatsächlich jetzt, im Moment?“, dann ist das ein Erfolg. Ein Gewinn, den man feiern darf. Also hier, so einfach wie unkompliziert, beobachte deine Gedanken, ohne sie zu werten. Und das lässt sich auch auf alles andere beziehen. Beobachte die anderen Eltern/Mitmenschen, höre zu, nehme wahr, dass sie etwas anders machen, aber erlaube dir, es nicht zu bewerten. Und wenn du merkst, „Nee das schmeckt mir nicht, wie die das machen", dann nehme wahr, dass du das denkst. Denn der Clou an der ganzen Sache ist, du bist nicht deine Gedanken. Die sind nur in deinem Kopf. Du bist auch nicht dein Verstand. Du bist nicht mal dein Körper. Du HAST Gedanken. Du HAST einen Verstand, du HAST Gefühle und du HAST einen Körper. HABEN, nicht Sein. Du besitzt sie. Wie Werkzeuge. Umso mehr du dich also trainierst diese Gedanken, Gefühle zu beobachten ohne sie zu werten, umso gelassener wirst du werden. Das mal zum Innenleben. Im Außen ist genau das Gleiche zu empfehlen. Da ist diese eine Mutter/ Vater, die lassenihr Kind den ganzen Tag Süßigkeiten essen. „Wie könnendie nur? Das arme Kind! Das ist wirklich fahrlässig!“ Oder die Eltern, die jeden Tag eine andere Freizeitbeschäftigung für ihr Kind planen. Oder die Mutter die immer noch zu Hause ist und nicht arbeiten geht! Oder die Mutter die direkt wieder arbeiten geht. Grundsätzlich ist das Kind furchtbar arm und die Mama eine Rabenmutter, Väter haben ja bekanntermaßen weniger mit solchen Beurteilungen zu kämpfen!


Da gibt es dieses wunderschöne Sprichwort eines indigenen Volkes:


Bevor du urteilen willst,

über mich oder mein Leben,

ziehe meine Schuhe an und laufe meinen Weg,

durchlaufe die Straßen, Berge und Täler,

fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die

Freude und erst DANN kannst du urteilen.


Dieses Sprichwort begleitet mich schon sehr lange. Mittlerweile bin ich sehr tolerant anderen Menschen UND MIR SELBST gegenüber. Auch wenn ich immer wieder in der Erziehung und anderen Ansichten Unterschiede beobachte, geht es mir selbst immer besser damit, denn ich erlaube mir, es einfach unbewertet zu lassen. Ich sage mir, „Ja sie machen es so. Ja ich mach es anders.“, Fertig. Die Geschichte ist zu Ende. Ich erlaube mir das ein oder andere Mal einfach mal keine Meinung zu haben oder wie Buddha sagte:


„Wenn du denkst das du die Wahrheit gefunden hast, dann sage nicht ich habe die Wahrheit gefunden, sage ich habe eine Wahrheit gefunden“.




Denn nicht für alle ist das Gleiche richtig. Weg vom Werten, hin zur Toleranz und damit zur Liebe und vor allem zu einem viel entspannterem Leben. Denn solange wir mit unserem Verstand identifiziert sind und uns selbst für unsere Gedanken halten, werden wir immer im Krieg mit allen leben, die anders ticken und denken. Denn Unrecht zu haben bedeutet für den Verstand den Tod. Halte ich mich für den Verstand, wäre also Unrecht haben, mein Tod. Darum also kämpfen manche erbittert ums Recht. Wieviel leichter ist es also, sich selbst zu erlauben, die Dinge nicht bewerten zu müssen. Wieviel lockerer gehen wir durchs Leben, wenn wir nur noch auf das hören, was sich für uns Richtig anfühlt.


Ist Richtig dann nicht auch eine Wertung?

Na klar, das ist sie. Und manchmal brauchen wir das auch. Zum Beispiel dann, wenn wir uns damit auseinandersetzen, was sind denn meine Werte in der Erziehung, im Leben, was ist mir wichtig? Oder auch beim Kuchen backen, da macht werten sogar richtig viel Sinn, denn nur so können wir unser Rezept verfeinern und bessere Lösungen finden. Sehr hilfreich ist da für mich, statt der Frage "Ist es Richtig oder Falsch?", lieber die Frage „Dient es mir oder dient es mir nicht?“. (Gespräche mit Gott Neale D. Walsh) Das heißt, wenn ich mein Kind den ganzen Tag Süßigkeiten essen lasse und es hat dann kaputte Zähne und ist total überdreht, kann ich für mich sagen, „Nein, das dient mir nicht.“, also Schlussfolgerung MEIN Kind bekommt nicht den ganzen Tag Süßkram, denn es dient weder mir, noch meinem Kind. Das kann man auf alles beziehen. Und wenn du jetzt sagst, das ist doch aber fahrlässig, dass muss man den Eltern doch aber Rückmelden, dass diesnicht geht. Mein Tipp an der Stelle, ganz oft stimmt es gar nicht was wir denken. (Wer sieht denn, dass das Kind den ganzen Tag Süßigkeiten isst?) und der zweite Punkt, wir leben in einem Land, in dem (weitestgehend) nach dem Wohl des Kindes geschaut wird. Da gibt es die regelmäßigen Untersuchungen beim Kinderarzt, es gibt ausgebildete Erzieherinnen, die in Kontakt zu den Eltern stehen usw. Das heißt, wenn da wirklich etwas aus dem Ruder läuft, dann gibt es Instanzen, die sich darum kümmern. (Und Vorsicht, ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Thema Zivilcourage ist dennoch ein Thema, vor allem dann, wenn es beispielsweise um physische oder psychische Gewalt oder eine andere Form der Kindeswohlgefährdung geht. Da geht uns jedes Kind etwas an. Hier möchte ich unbedingt zum Hinschauen anhalten. Darum soll es in diesem Textaber nicht gehen.)

Also immer wenn du merkst, da macht es jemand ganz anders als Du und du merkst, dass es dir zuwider läuft, dann beobachte es einfach nur. Ja es ist okay, dass du das doof findest. Ja es ist okay, dass die das anders macht. Ja es ist okay, dass du das nicht okay findest, dass sie das anders macht usw. Jedem weiterem, vom Ego angeführte Gedanke, kann der Wind aus den Segeln genommen werden, wenn es einfach okay ist, dass du denkst. Denn, es sind nur Gedanken. Es bist nicht du.


Geht das, gar nicht werten?

Vor allem ist das Ziel, es zu bemerken. Wenn wir es schaffen, zu beobachten, wann wir uns oder anderen gegenüber gewertet haben, dann ist das Ziel schon erreicht. Wenn wir uns den Stress machen und versuchen gar nicht mehr zu werten, wäre es jedes Mal ein Versagen, wenn wir es doch täten. Deshalb lieber das Ziel des Beobachtens wählen, des sich bewusst Werdens. Dann ist jedes Mal, wenn wir uns darüber bewusst werden, ein Erfolg. Ob es tatsächlich gar nicht geht? Ich bin ehrlich, ich weiß es nicht. Dient mir dieses Wissen im Moment? Ich denke nein ;-)

Um anderen Gegenüber tolerant zu werden, ist es wichtig sich selbst gegenüber tolerant zu werden. Und das funktioniert am besten, wenn wir erstmal beginnen, uns selbst nicht mehr zu bewerten. Weder was wir denken (auch wenn das Gedanken sind, die wir uns am liebsten verbieten würden), noch was wir taten. Indem wir uns bewusst werden, über unser Denken und Handeln, in diesem Moment können wir die volle Verantwortung dafür übernehmen. Wir sind hier um uns zu erinnern, entwickeln. Das funktioniert dann am besten, wenn wir uns unsere Menschlichkeit zugestehen. Und dazu gehören Fehler. Denn im Wort Fehler steckt das Wort Fehl von fehlen. Wir integrieren mit jedem Fehler etwas das gefehlt hat. Ist das nicht eine wunderschöne Sicht auf Fehler? Also feiere jedes Mal, wenn du gemerkt hast, das du (ab)wertest und entscheide dann, in diesem Moment, dass es vollkommen ausreicht es bemerkt zu haben. Im nächsten Schritt, nach dem Bewusst werden, entscheide dich immer für die Liebe. Heißt für die Liebe zu Dir und zu den anderen. Denn immer dann, wenn du im Werten steckst, also im Ego, dann kannst du in genau diesem Moment, in dem du es bemerkst, dich entscheiden für etwas anderes. Denn dein Verstand, deine Gedanken sind dein Werkzeug, nicht du ihrs. Also welcher Gedanke dient dir gerade? Was möchtest du denken? Wie möchtest du dich fühlen? Da jeder Gedanke, vor allem die häufig gedachten, Gefühle in unserem Körper auslösen, entscheide doch einfach bewusst, welche Gefühle du gerne spüren möchtest. Und dann schau, welche Gedanken dir diese Gefühle geben. Stichwort Afffirmationen. Dazu ein anderes Mal mehr.


Lebe, Liebe, Lache, frei!

Namasté

Eure Daniela

 
 
 

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